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Dank Dir, der mich durch der Menschheit größte Tugend zurückholt in das Geschehen der Zeit. Wisse, Deine Neugier erlaubt mir Zutritt zu den Pfaden des Schicksals und so empfange als Belohnung einen Teil längst verlorengegangenen Wissens.
Man nennt mich den Wanderer zwischen den Welten, und selbst den Göttern ist es untersagt, meinen Namen preiszugeben, denn was man nicht benennen kann, lässt sich nicht beherrschen, und so ist es meine Pflicht, von der Wahrheit zu berichten.
Vorwort
Dies ist die Geschichte vom Untergang der Alten Welt. Vom Zorn der Götter und wahrer Bestimmung. Lies zwischen den Zeilen, um Erkenntnis zu finden, doch sei gewarnt, dahinter kann sich der Tod verbergen.
Der Auftrag
"PHALY NAI! BRING MIR ASTAFAS! ICH HABE EINE AUFGABE FÜR IHN."
Kaum vernahm der Engel die Worte seines Herrn, Seelenpein, breitete er seine Flügel aus, um dessen Willen zu erfüllen. Was wollte er von diesem Dämonenspross? Welche Aufgabe gab es, die einer seiner Engel nicht für ihn erfüllen konnte? Mit Sicherheit ein niedriger Dienst, den er keinem Mitglied des edlen Volkes aufbürden wollte.
So tat er, wie ihm geheißen wurde und überreichte dem Wächter der Ebenen das Siegel Seelenpeins, um Einlass zu bekommen. Immer aufs Neue war es ein seltsames Gefühl, die Pfade des Schicksals entlangzuschreiten, um an die Pforte der unausgeprochenen Herren der Verbotenen Schöpfung Bargaahns zu klopfen. Und von neuem erfüllte den Engel die Luft dieser Ebene mit Verachtung, Verachtung für die, die zu schrecklich sind, als dass sie aus freiem Willen auf dem Antlitz der Erde wandeln dürften.
Der Wächter sprach zu Astafas: "Mein Herr! Ein Bote der Edlen steht vor euren Toren und verlangt Einlass."
Astafas' Stimme donnerte: "ER VERLANGT EINLASS? WER IST ER, DASS ER VERLANGEN DARF?"
Just in diesem Augenblick barsten die Tore der Feste der Tausend Illusionen, und alles verschlingende Finsternis bahnte sich den Weg zu Astafas´ Thron.
Zorn sprach aus dem Antlitz des Engels und er rief Astafas zu: "Ich, Phaly Nai, verlange nach dir!"
der Erzdämon nahm ihn wahr und tausendfaches Wispern erfüllte dessen Geist:"Seit wann lässt Seelenpein seine Botengänge von einem Erzengel verrichten, Phaly Nai?"
der Angesprochene hob das Siegel Seelenpeins und streckte es ihm entgegen: "Hüte deine Zunge, Erzdämon, und lausche meinen Worten. Mein Herr verlangt nach dir, UNVERZÜGLICH!"
Das Wesen, das Astafas genannt wird, sandte eine Woge der Zustimmung: "Sein Wort ist mein Befehl, oh mächtiger Bote."
Dieser nickte und sprach: "So lass uns aufbrechen."
Eine Stimme neben ihm erwiderte:"So sei es."
Verwundert sah der Engel hinab auf die kleine Gestalt des Dieners, der die ganze Zeit wortlos neben ihm gestanden hatte und ihn nun mit einem höhnischen Grinsen ansah. "Du wirst herausfinden, wer ich bin, Oh Edler!"
Zu Füßen des Seelenthrons
Majestätisch und die Zeit verspottend, thront die Seelenfestung über den Wolken Cullam Torrolls. Heimstadt der Todesengel Bargaahns und Zitadelle der mächtigsten Armee der Schöpfung.
Astafas wurde vor Seelnpein geführt und jener wandte sich ihm zu. "TRITT EIN, ASTAFAS, UND HÖR AUF, DEINE SPIELCHEN ZU SPIELEN! ICH KENNE DEINEN WAHREN NAMEN; DEIN WAHRES GESICHT UND DEINE MÄCHTIGEN BRÜDER."
Ein wenig enttäuscht nahm Astafas seine Lieblingsgestalt an und begab sich zum Seelenthron des mächtigsten aller Engel.
Seelenpein sprach: "LAUSCHE SORGFÄLTIG, DENN ICH WERDE MICH NICHT WIEDERHOLEN! WENN DU MEINEN AUFTRAG SORGFÄLLTIG AUSFÜHRST, WERDE ICH DAFÜR SORGEN, DASS DIE EBENEN DER VERBOTENEN SCHÖPFUNG DIR UNTERTAN SEIN WERDEN."
Astafas neigte den Kopf: "Mein Sein gehört dir, Avatar des Dijai Dan. Deine Worte werden meine Taten sein."
Seelenpein blickte höchmütig auf ihn hinab. "SEIT LANGEM PLAGT MEINEN HERREN DER VERRAT NANDURS UND KEINE NOCH SO SCHLIMME STRAFE GENÜGT, UM DIESEN FREVEL ZU RÄCHEN. NUN IST ES MEINE AUFGABE, DIESEN HÄRETIKER ZU BRECHEN - AUF DIE SCHLIMMSTE ART. HIER IST DER TOTE, STEINERNE LEIB SEINER MUTTER. ICH SCHENKE IHN DIR MITSAMT SEINEN ERINNERUNGEN. NIMM IHRE GESTALT AN UND ÜBERREDE NANDUR ZU EINEM TREFFEN."
"Wo soll dieses Treffen stattfinden, Herr?", fragte Astafas mit einem schmierigen Grinsen.
"AM ORT SEINES VERRATES SOLL ER SICH EINFINDEN, WENN ER SEINE FAMILIE ZURÜCKHABEN WILL." Seelenpein lehnte sich in seinem Thron zurück.
Astafas aber, sah ihn zweifelnd an. "Aber Herr, solche Dinge sind nur dem Schöpfer und seinem Sohn vorbehalten!"
Seelenpein krallte die Finger um die Lehnen seines Thrones. Seine Augen loderten und er fuhr Astafas an: "SCHWEIG UND TU, WAS MAN DIR SAGT!"
So nahm die Tragödie ihren Lauf und der Erzdämon wandelte auf dem Angesicht der Schöpfung, um den Worten seines Auftraggebers folge zu leisten.
Aitharos eilte zu seinem Vater. "Imohah! Imohah! Die Völker der eisigen Ebenen werden sich den Kindern der Freiheit anschließen", rief er.
Unwillig drehte sich Nandur zu ihm um. "Aitharos, ich bin dein Vater! Also nenn mich auch so."
Aitharos errötete. "Aber die offizielle Anrede verlangt es so, Imohah!"
Nandur sah ihn streng an. "Siehst du hier irgend jemand Offiziellen? Nein? Also lass die Förmlichkeit beiseite und erzähl mir, wie es dazu kam, dass sich dieser Haufen kriegslüsterner Dickschädel davon überzeugen ließ, Bargaahn abzuschwören."
Aitharos neigte gehoram den Kopf und antwortete. "Nun, es war der Charme deiner Imahohin - verzeih mir - ich wollte sagen, Mutter hat sie davon überzeugt, dass ein Leben in Freiheit anfangs beschwerlicher sein mag, aber für ihre Kinder und Kindeskinder ein weit erstrebenswerteres Leben bietet, als das ewige Abschlachten und Morden im Namen Bargaahns."
In diesem Moment erklang eine weiche, liebevolle Frauenstimme, die Nandur das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Aitharos blickte erstaunt auf die Gestalt, die zu ihnen getreten war. "Wer ist diese Frau, Vater?"
Und wie ein Peitschenhieb trafen Aitharos die Worte seines Vaters, als dieser zu ihm sprach. "Es ist meine Mutter, die ich mit meinen eigenen Händen tötete.... Geh und verschließ die Tür hinter dir und lass niemanden ein, bis sich die Tür wieder von innen öffnet."
Verwundert und verstört zugleich bewunderte er die wunderschöne Gestalt, die mit traurigem Lächeln seinen Vater betrachtete.
Nandur legte ihm die Hand auf den Arm: "Geh jetzt!"
Und als sich die Türen hinter seinem Sohn schlossen, brach der Wahnsinn der Vergangenheit über Nandur herein wie einst auf dem Berg seines Schicksals.
"Mutter! Wie ist es möglich? Du kannst nicht am Leben sein! Ich selbst habe dich getötet! Oh Bargaahn, willst du mich noch mehr leiden sehen?"
Die Gestalt lächelte ihn beruhigend an. "Nein, nicht Bargaahn hat mich gesandt, sondern die Herren des verbotenen Wissens. Es gibt einen Weg, mein Sohn, wie du die Morde an deiner Familie ungeschehen machen kannst."
Als Nandur diese Worte vernahm, verlor er das letzte Stück seiner Fassung und brach kniend vor den Füßen seiner Mutter zusammen. Nur ein kleiner Rest von Klarheit schrie in seinem Inneren auf und versuchte ihn vor etwas zu warnen, doch zu laut war das Tosen seiner Gefühle und als erneut sein Blick die Augen seiner totgeglaubten Mutter streiften, ertrank die Warnung in ihren Augen.......
In der Zitadelle der Finsternis
"SEELENPEIN, HAT DAS SPIEL BEGONNEN?"
Der Engel sah in die Finsternis. "Ja, mein Herr. Die Figuren sind aufgestellt, und der Springer schlägt den Turm."
Ein Kichern erklang in der Dunkelheit. "WOHL, SO WERDE ICH DOCH NOCH ZU MEINEM RECHT GELANGEN... BERICHTE MIR, WENN SICH NEUES ERGIBT!"
Seelenpein beugte das Knie und senkte den Kopf. "Ja, mein Prinz."
"GEH NUN!"
Und so verließ Seelenpein, der mächtigste Engel, die Zitadelle der Finsternis.
Shenalazaar trat auf ihren Sohn zu "Wo ist dein Vater, Aitharos?"
"Hinter dieser Tür, Mutter, und es ist niemanden erlaubt, einzutreten", erwiderte er ihr.
Im Inneren des Raumes kniete Nandur noch immer vor der Gestalt seiner Mutter. Und wieder erhob sich diese Stimme aus dem hintersten Winkel seines Verstandes. "Nandur, Nandur! Zeig Stärke! Diene dem schwarzen Drachen und töte mich, sonst werde ich dich vernichten."
Nandur presste die Hände auf die Ohren und schrie:"Nein, Nein, Nein!" Dann durchlief ein Schauder seinen Körper und er erhob sich. Drohend hob er die geballten Fäuste. "Du bist nicht meine Mutter! Ich weiß, wer du bist, verfluchter Abschaum! Nachtmahr! Zeige mir dein wahres Gesicht, Astafas, bei den verbotenen Geschöpfen der Trainachtai. Meine Mutter war eine Dienerin des Schwarzen Drachen und ihr Tod war der Wille meines einstigen Herren. So lass die Maske fallen und sprich, was du von mir willst."
Das Gesicht der Frau verzog sich spöttisch und sie hob eine Braue. "ICH BIN ERSTAUNT, MENSCHLEIN; WER HAT DIR DIE GABE DES ZWEITEN GESICHTES VERLIEHEN? NUN ES IST GANZ EINFACH. DER ARME KLEINE JUNGE WILL SEINE MUTTER. ICH BESITZE IHREN KÖRPER UND MEIN HERR BESITZT IHRE SEELE. DU BRAUCHST NUR DAS ZU TUN, WAS ER VON DIR VERLANGT, UND DIE FAMILIE WIRD WIEDER VEREINT SEIN. IST DAS NICHT WUNDERSCHÖN, OH, DU MEIN GROSSER JUNGE? WENN DU NICHT WILLST, DASS DEINE NOCHT AUF EWIG IN DER SEELENPEITSCHE GEFANGEN SEIN SOLL, DANN KEHRE ZUM SONNENUNTERGANG ZURÜCK, ZUM ORT DEINES FREVELS! STELLE DICH DEINEM SCHICKSAL, VERRÄTER! SOLLTEST DU IRGENDJEMANDEN MITBRINGEN, IST DER HANDEL UNGÜLTIG." Dann verschwand Astafas und ließ nur Schweigen zurück.
Nandur ging gesenkten Hauptes zur Tür und öffnete sie. Shenalazaar betrat den Raum und blickte ihn ernst an. "Wieso verwehrst du mir Eintritt, Nandur? Wer war diese Frau, mit der du gesprochen hast."
Er rieb sich müde die Augen, sah sie aber nicht an, als er schließlich antwortete. "Ein Teil meiner Vergangenheit."
Shenalazaar nahm sanft sein Gesicht in ihre Hände und zwang ihn sie anzusehen. "Ein Teil deiner Vergangenheit?Wer?"
"Du möchtest es nicht wissen." Schmerz zeichnete sich auf seinen Zügen ab.
Seine Frau runzelte die Stirn. "Geheimnisse sind immer der Anfang von Misstrauen", sagte sie bestimmt.
"Es war meine Mutter." Er verbarg sein Gesicht in den Händen.
"Deine Mutter?" Shenalazaar sah ihn ungläubig an.
Nandurs Stimme klang bitter als er sich ihr wieder zuwandte. "Zumindest der Körper und die Stimme meiner Mutter."
Shenalazaar schüttelte den Kopf. "Wie kann das sein? Ich sah ihren toten Körper einst zu deinen Füßen liegen."
Nandurs Mine wurde grimmig, dennoch lag ein Flehen in seiner Stimme. "Es ist einzig und alleine meine Angelegenheit, versteh das doch!"
Sie ergriff seine Hände und funkelte ihn an. "Oh, ich verstehe, du musst Stärke beweisen und niemand darf teilhaben an deinem dunklen Herzen. Nandur! Diese Zeit ist vorbei! Teile deine Gedanken mit mir und lass mich dir beistehen."
Nandur löste sich von ihr trat ans Fenster. "Nun, dann hilf mir, indem du mir vertraust. Nimm mein Siegel an dich, und sollte ich nicht zurückkehren, so übergib es meinem Sohn", sagte er leise. Sein Gesicht war starr.
Unwirsch fuhr ihn Shenalazaar an. "Hör auf in Rätseln mit mir zu sprechen und sag mir, was vor sich geht."
Nandur flüsterte heiser: "Es gibt einen Weg, meine Nocht aus den Klauen meines ehemaligen Herrn zu befreien. Und bei Bahamuth, ich werde nichts unversucht lassen, sie zu retten. Wenn du mich liebst, dann lass mich gehn." Er wandte sich ihr wieder zu. Lange sahen sie sich an und schließlich nickte Shenalazaar kaum merklich. "Nun gut, so sei es. Ich kann dich nicht davon abhalten."
Doch voll von Angst und Sorge um Ihren Gemahl bat Sheenalazaar Nandur, ihr sein Schwert zu überreichen, um es im Verborgenen Tempel zu weihen und ihren Vater um seinen Segen zu bitten.
Unbemerkt und mit einem höhnischen Lächeln auf den Lippen zog sich der kleine Page, welcher das Gespräch belauscht hatte, aus den Gemächern zurück, um seinem Herrn zu berichten.
Seelenpein blickte auf Astafas hinab. "WAS IST DER GRUND, DASS DU MICH STÖRST?"
Der Erzdämon rieb sich die Hände. "Der weiße König hat den Springer geschlagen und zieht seine Dame zurück. Doch die Dame ist widerspenstig."
Der Engel wandte sich ab. "DU KANNST DICH ENTFERNEN"
Astafas verneigte sich: "Wie Ihr befehlt."
Der Tempel des Lichts
Shenalazaar hatte ihr Gesicht zum Licht über dem Altar erhoben. "So süß das Gefühl der Liebe ist, so bitter ist doch die Angst, sie zu verlieren. Vater, verzeih mir meine Entscheidung, aber Nandur wird ohne meine Hilfe völlig hilflos sein gegen den Sohn Deines Bruders. Und sag meinem Bruder Sarech, er soll die stolzesten Urväter der Nimbar meinen Tempel bewachen lassen, bis ich wieder zurückkehre. Doch sag ihm nicht, was ich vorhabe. Du kennst sein Temperament, er würde nie zulassen, dass sich die Tochter eines Gottes in das Schicksal eines Sterblichen einmischen würde." Sie winkte einer lichten Gestalt, die schweigend ein wenig von ihr entfernt gestanden hatte. "Yl´naahn, treuer Gefährte, überbringe das Schwert Nandur und sage ihm, dass ich mich während des Kampfes zu meinem Bruder zurückziehe. Sag ihm auch, dass ich stets bei Ihm sein werde. Tief in seinem Herzen."
Worte, so sanft wie Daunen und so stark wie Stahl erfüllten Shenalazaars Geist: "DU WEISST UM DIE GESETZE DER ALLMACHT, MEINE TOCHTER."
Sie hob stolz den Kopf. "Ich weiß Vater. Erst wenn mein Geist zurückkehrt, werde Ich den Tempel wieder verlassen können."
So kam es, dass der Geist Sheenalazaars einging in das Schwert Nandurs, um ihm Beizustehen gegen den Sohn der Finsternis.
Als Nandur das Schwert überbracht wurde, sprach er unwillig. "Warum übergibt sie mir nicht das Schwert selbst? Ist sie so verbittert über meinen Entschluss?"
Yl'naahn lächelte ihn an. "Mitnichten Nandur. Ihre ganze Kraft ist bei dir. Sei dir gewiss, solange du dem Licht dienst, wird der Dijai Dan es nicht wagen, dir deine Seele zu nehmen."
Im Angesicht der Finsternis
"KNIE NIEDER, NANDUR, UND SCHWÖRE ERNEUT DEM DUNKLEN REICH DIE TREUE, SO VERSICHERE ICH DIR, DASS DEIN TOD SCHNELL UND OHNE DEMÜTIGUNG SEIN WIRD." Dies waren die Worte des Dijai Dan. Geboren aus Finsternis und unbefleckt von Furcht und Schwäche. Noch nie hatte er einen Kampf verloren. Keine Waffe von sterblicher Hand vermag ihn zu verletzen.
Nandur sah ihn zornig an. "Sollte es mein Schicksal sein, für meine Nocht zu sterben, um meine Sünden für all meine Taten zu büßen, so werde Ich dies tun." Er zog sein Schwert und richtete es auf seinen Gegner. "Dijai Dan, ich fürchte dich nicht mehr. Meine Liebe ist nah und doch unerreichbar für dich."
der Dunkle warf den Kopf zurück und lachte schallend: "DU WEISST GAR NICHT, WIE NAH DEINE LIEBE IST NANDUR."
Dieser machte eine unwillige Geste. "Lass uns dieses Schauspiel beenden, Erstgeborener Bargaahns." Dann sprach er zu seinem Schwert: "Suuhntak, treues Schwert, dies wird dein letzter Kampf sein."
So trat er an gegen die Finsternis selbst, um gerichtet zu werden.
Mit einem höhnischen Lächeln hob der Dijai Dan sein Schwert und ging zum Angriff über.
Sich seiner Niederlage bewusst, bereitete sich Nandur auf seine letzte Parade vor. "Keine Waffe hat je dem Schwert des Hasses widerstanden. Meinen Körper kannst du brechen, jedoch nicht meinen Willen"
Klinge traf auf Klinge... und das Unfassbare geschah!
Mit einem erstaunten Blick sah der Dijai Dan hernieder auf das Schwert Nandurs. "ICH DACHTE NICHT, DASS IHRE KRAFT SO MAECHTIG IST!"
Noch weit mehr erstaunt war Nandur selbst. "Es muss der Segen Sheenalazaars sein, der die Waffe zum Singen bringt."
Der Sohn der Finsternis stürzte sich erneut voll Hass auf seinen Gegner. Und zum Staunen beider schien das Schwert wie von selbst zu parieren.
Phaly Nai höhnte: "GREIF MICH AN, VERRÄTER! ERSCHLAG MICH, WIE DU EINST DEINE GESAMTE NOCHT ERSCHLAGEN HAST, ZEIG MIR DAS SCHWARZE BLUT, WELCHES DURCH DEINE ADERN FLIESST. DU BIST EIN KIND DER FINSTERNIS UND WIRST ES IMMER SEIN! WIE LANGE HAST DU DICH DANACH GESEHNT, ERNEUT TÖTEN ZU KÖNNEN, DAS BLUT DEINER FEINDE ZU VERGIESSEN, DICH AM GESCHREI DER UNTERLEGENEN ZU LABEN? SEI MEIN GEFÄHRTE! LASS UNS DAS LICHT VERSTOSSEN AUF EWIG! DU BIST STARK GENUG, UM DEN ERSTEN KREIS ALLEINE ZU BEANSPRUCHEN! STELL DICH AUF MEINE SEITE! SEI WIEDER DER, DER DU EINST WARST! GREIF MICH AN UND VERSUCHE MICH ZU VERNICHTEN!"
Langsam senkte sich die blutende Sonne vor dem Geiste Nandurs und ein lange unterdrückter Blutdurst erhob sich von neuem in seiner Seele.
Der Dunkle grinste ihn an: "Du kannst deine Herkunft nicht verleugnen, mein Sohn", dröhnte er. "Erhebe den Thron von neuem - sei eins mit der Schöpfung Bargaahns - Töte, um zu leben!"
Tausend Stimmen seiner Vergangenheit flüsterten Nandur längst vergessenes Verlangen ein und einem Falken gleich stieß seine Klinge herab auf den Sohn der Finsternis. Erneut kreuzten sich die Klingen und ein Aufschrei durchfuhr die Lüfte, gleich dem Kreischen tausend sterbender Falken. Blut troff von den Klingen der Kontrahenten. Doch es war nicht das Blut der Kämpfenden. Es war das Blut der Klingen.
Ein Augenpaar gleich zweier Wirbelstürme fixierte Nandur und unverhohlene Macht befahl ihm: "STELL DICH AUF MEINE SEITE, MÄCHTIGSTER DES STERBLICHEN VOLKES, UND MEINE KLINGE WIRD DEINE LIEBE VERSCHONEN."
Benommen vom letzten Schlag blickte Nandur hinab auf seine Klinge und stellte mit Erstaunen fest, dass das Blut, welches von ihr troff nicht, von purpurner Färbung war, sondern silbern schimmerte. Mit Entsetzen öffnete sich der rote Vorhang des Wahnsinns vor seinen Augen und er erkannte die wahre Macht seines Schwertes. Er verstand, dass sein Schwert beseelt war von dem einzigen Wesen, das er je mehr geliebt hatte als seine eigene Seele.
Ein Schrei des Schmerzes entrang sich seinen Lippen: "Sheenalazaar ... du bist bei mir ... aber ich ..."
Der Dijai Dan lachte gehässig: "JA, SIE IST BEI DIR ! UND JEDER WEITERE SCHLAG KANN DEINEN SIEG GEGEN MICH BEDEUTEN ODER IHRE VERBANNUNG JENSEITS DER ZEIT! TU ES UND DU WIRST NEBEN SEELENPEIN SELBST THRONEN! TU ES UND DIE ZEIT VERBEUGT SICH VOR DER MACHT, DIE ICH DIR SCHENKE! TU ES UND DEIN GEIST WIRD DIE FESSELN DER STERBLICHKEIT BRECHEN! TUST DU ES NICHT, SO WERDE ICH SIE MEINEM VATER ZU FÜSSEN LEGEN! ENTSCHEIDE DICH JETZT!"
Nandurs Gestalt straffte sich und er blitzte den Dinklen an. "Das ist es also, was du willst! Die Seele einer wahren Göttin! Wen willst du dir gefügig machen für deine dunklen Pläne? Reicht deine Macht nicht aus, muss noch mehr Leid geschehen, um deiner Freude Willen?" Anstatt sein Schwert zu erheben, senkte er die Klinge, sank auf seine Knie und betete ein letztes Mal zur sterbenden Sonne. "Bahamuth! Noch nie forderte ich etwas von dir! Doch dieses eine Mal bitte ich dich: Nimm das Schwert an dich und rette deine Tochter vor dem Schicksal, das mich erwarten wird"
Der Sohn der Finsternis trat auf ihn zu und hob drohend sein Schwert. "DER EITLE BLENDER WIRD DICH NICHT ERHÖREN, NANDUR! GIB MIR DIE KLINGE ODER ICH WERDE DICH VERNICHTEN UND DEINE GEBEINE ÜBER DEM TEMPEL BAHAMUTHS VERSTREUEN!"
Doch Nandurs Augen waren gerichtet auf das sterbende Auge des Lichts.
Langsam erhob der Dijai Dan sein Schwert zum letzten Schlag. Für einen Augenblick glaubte Nandur die Stimme des Verdammten der Götter zu vernehmen, und so hob er seinen Kopf, um dem Richtenden in die Augen zu blicken.
Doch der Schwertstreich blieb aus und eine Stimme jenseits des Hasses erhob sich, um dem Schauspiel Einhalt zu gebieten. "Im Namen meines und deines Herren, Dijai Dan, gebiete ich dir Einhalt. Noch wollen die Götter keinen Krieg führen. Darum Nandur, übergib mir das Schwert Sheenalazaars."
Der Dijai Dan verzog verächtlich das Gesicht. "WER BIST DU, DASS DU ES WAGST, EINEM GOTT EINHALT ZU GEBIETEN?"
Erneut erscholl die Stimme und aus dem Licht der Sonne formte sich eine Gestalt. "Mein Name ist Amathyriel, Erzengel Bahamuths, und gesandt von den wahren Göttern, um zu nehmen, was Bahamuth gehört. Hindere mich und du wirst in einen Krieg gestürzt, den du alleine führen musst."
Während der Engel diese Worte sprach, nahm er das Schwert an sich und breitete seine Flügel aus.
Doch wider Erwarten griff der Dijai Dan nicht an, sondern lächelte nur und sprach: "JA? ICH ALLEIN MIT DER BRUT MEINES VATERS, ICH HABE NOCH GERICHT ZU HALTEN. DU HAST MEINE WORTE RICHTIG VERNOMMEN, LAKAI! GEH UND TUE DEINE PFLICHT"
Der Engel nickte. "So soll es sein, Prinz der Dunkelheit."
Majestätisch erhob er sich in die Lüfte und überließ dem Sonnenuntergang das tragische Schauspiel.
Nachzugeben ist nicht die Natur des Hasses, darum sucht sich der Hass einen hinterlistigen Gefährten.
Zitat - Hall von Lichtenberg.
Während Nandur sich seinem Schicksal beugte, folgte Amathyriel dem Schicksal wie der Nacht der Tag - unnachgiebig und unaufhaltsam.
"HALT EIN, JÄMMERLICHER LAKAI BAHAMUTHS!", scholl es aus der undurchdringlichen Finsternis Amathyriel entgegen.
Erstaunt drehte sich der Engel in der Luft, um die Quelle dieser ausgespienen Worte zu erfassen und für immer zum Versiegen zu bringen.
Ein kurzer scharfer Schmerz an seiner linken Hand ließ ihn erahnen, wer seine Aufgabe zu verhindern versuchte.
Demütig wichen die Wolken zur Seite, und Amathyriel erkannte seinen Peiniger. Zwei Manneslängen überragend thronte Seelenpein am Firmament.
"DIE NACHT IST NICHT DEIN FREUND, LAKAI!", höhnte er.
"Und doch muss sie vor mir weichen, Seelenpein", sprach der Engel des Lichts.
Seelenpein streckte fordernd die Hand aus. "DU BESITZT ETWAS, DAS MIR GEHÖRT! GIB ES MIR UND DU DARFST DEIN ARMSELIGES LEBEN WEITERFÜHREN! GIB ES MIR NICHT UND DU WIRST ERFAHREN, WARUM BARGAAHN DIE WELT SCHUF, UM SIE UNS ZU SCHENKEN, KLEINES WÜRMCHEN."
Amathyriel schüttelte entschieden den Kopf. "Es steht dir nicht zu."
Noch während Amathyriel dieses Worte sprach, schnellte die Seelenpeitsche auf ihn hernieder und riss eine tiefe blutende Wunde in seine Brust. Voll Schmerz hörte er das Aufschreien der abertausenden Seelen, die gefangen waren in der Geißel Seelenpeins. Und voll Erstaunen spürte er den Tod mit leiser Hand an seine Seele klopfen. "Das kann nicht möglich sein!"
Seelenpein lachte grausam: "OH, WIE OFT HÖRTE ICH SCHON DIESEN SATZ AUS DEM MUND EINES ÜBERHEBLICHEN SARASHIN! UNSTERBLICH BEDEUTET NICHT UNTÖTBAR! VERGISS DAS NICHT, AMATHYRIEL!"
Ohne Nachzudenken entfaltete Amathyriel seine Magie und der Wutschrei Seelenpeins ließ den Himmel erzittern, als er von purer Lichtessenz umhüllt wurde. Ohne dass es einer der beiden Kontrahenten bemerkte, fiel das Schwert hinab auf das Antlitz der Erde.
Unnachgiebig wie der Tod bohrte sich der Chatnaitahr Seelenpeins in die Schulter Amathyriels und voller Hass zwang ihn der Engel der Finsternis zur Herausgabe des Schwertes, bis beide mit Entsetzen feststellen mussten, dass die Klinge sich aus der Scheide gelöst hatte.
Unter Schmerzen sprach Amathyriell: "Nun werden die Menschen entscheiden, was mit der Klinge geschehen wird, Seelenpein." Doch naben dem Schmerz klang auch Zufriedenheit aus seiner Stimme.
Und im gleichen Atemzug sprach der Engel das Gebet vom Titanen des Lichts und Seelenpein blieb nichts anderes übrig, als dem Widersacher eine weitere Wunde zuzufügen, um dann mitanzusehen wie Amathyriel, eingehüllt in eine Sphäre reinen Sonnenlichts, in die Goldene Stadt flog.
In ohnmächtiger Wut hob er die Faust. "Eines Tages werde ich mir deine Flügel holen, Amathyriel! Sei dir dessen gewiss!"
Der Felsen der Trainachtai
"Töte mich, Dijai Dan! Du hast deinen Willen bekommen. Du musst mich töten, sonst werde ich eines Tages deine Festung schleifen und die Finsternis auf ewig verbannen." Trotzig hob Nandur den Kopf.
Der Finstere sprach. "HEUTE IST EIN WAHRHAFT INTERESSANTER TAG! NEIN! DEIN TOD WÄRE ZU VIEL AUFMERKSAMKEIT FÜR EINEN VERRÄTER! ICH WERDE DICH DORT HINBRINGEN LASSEN, WO DEIN PLATZ IST!"
Bei diesen Worten erschien Asrak Nai, der Engel des Hasses, und brachte Nandur an den Ort seiner Strafe. Hinab in das Meer des ewigen Hasses, gebunden von den Fesseln der Lüge auf dem Felsen der Trainachtai.
"DIES WIRD AUF EWIG DEIN GRAB SEIN, NANDUR! IMMERDAR SOLLST DU MITANSEHN KÖNNEN, WIE DAS LICHT DER FINSTERNIS UNTERLIEGT! UND NUR WER MEIN SCHWERT ZU FÜHREN MÄCHTIG IST, WIRD DEINE FESSELN LÖSEN KÖNNEN! UND BEVOR MEINE FREUDE SCHWINDET, MÖCHTE ICH DIR MEINEN DANK SAGEN, DASS DU MIR SHEENALAZAAR GEBRACHT HAST!", donnerte der Dijai Dan.
Stolz sprach aus Nandurs Augen als er dem Sohn der Finsternis entgegenschleuderte: "Oh nein! Verdorbene Ausgeburt der Trainachtai! Sie ist in sicheren Händen!"
"UM DIESE HÄNDE SORGT SICH VOLL PFLICHT MEIN TOOL SHAR`NAI SEELENPEIN!", lachte sein Gegner.
Seitdem trauert die Welt um einen Helden und seine Göttin Shenalazaar.
Sucht den Wanderer, und er wird Euch seine Bedingungen sagen, die zu erfüllen sind, so Ihr wollt, dass Euch mehr Wissen offenbart wird.