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Vorwort
Nun höre Ritter, der Du diesen Kodex in den Händen hältst, er sei Dir auf all Deinen Wegen in die Hand gegeben als ein Stecken und Stab, mehr noch ein Wegweiser durch die Fährnisse der Welt, und nicht zuletzt aber, um Dich auf den rechten Weg der wahren, edlen und heiligen Ritterschaft zu führen. Und wandelst Du auch auf finsterem Pfad, so sei dies Dein Licht in der Finsternis. Merke aber, daß Du so bald Du dies Kreuz auf Deine Schultern geladen hast, Du in Deinen Worten und Taten an diesem Kodex gemessen und auch von ihm gerichtet wirst. Auch bist Du ständig dazu aufgefordert, Verfehlungen gegen dies edle Werk zu ahnden und zu verfolgen, ebenso hast Du die Pflicht andere Deines Standes dazu anzuhalten, sich diesem Werk zu unterwerfen. Factum est: Die Tugenden des Ritters gelten, Dir und allen anderen gegenüber, zu jeder Zeit, an jedem Ort, zu jeder Begebenheit, jetzt und für immerdar von heute bis zum Ende der Welt. So sei es!
Muot
sei das Wort für alles was Mut, Kühnheit und Tapferkeit Deines Rittertums ausmacht. Doch hat diese Tugend viele Gesichter, es versteht sich nicht nur der Mut in der Schlacht darunter, sondern auch das Vermögen sich selbst gegenüber aufrecht zu sein, das Eintreten und Streiten für ein gegebenes Wort, für die Schwachen der Welt und ohne Rücksicht auf die eigene Unversehrtheit. Bei Kämpfen und Schlachten ist es an Dir, den anderen um Dich herum ein Vorbild zu sein, um sie durch Deine Taten zu noch Größerem anzuspornen. Merke Dir aber, daß es oft größeren Mut erfordert zu gegebener Zeit aus gegebenem Anlaß die eigene Ehre hinter das Wohl anderer zurückzusetzen.
Triuwe
sei das Wort, welches Deine Treue gegenüber Deinem Wort, Deinem Herz und Deinem Glauben ausmacht. Es bestimmt Deinen Platz in der Welt, es hält Dich an zur Treue gegenüber denen, in deren Dienst Du Dich dereinst aus freien Stücken begabst. Es mag Dich daran erinnern, daß Du Dich durch ein gegebenes Wort dem, dem Du es gabst, auf Gedeih und Verderb verschreibst. Worte sind oft mächtiger als das Schwert, denn sie sind die Kräfte, die Dich zu Taten veranlassen, über die noch in Jahrhunderten von Barden gekündet wird. Sie verleihen die Kraft und die Stärke und die Fähigkeit alles zu ertragen, was Dir aufgebürdet wird, und Du Dir selbst aufgebürdet hast.
Milte
sei das Wort für Großzügigkeit, Freigebigkeit und Mildtätigkeit sowohl in materiellen als auch in geistigen Belangen. Deine Ritterlichkeit wird vom gemeinen Volk, das Dich nicht auf dem Feld der Ehre oder bei Hofe erlebt, an dieser Tugend festgemacht, deshalb sei sie Dir besonders an Dein ritterliches Herz gelegt. In Belangen Deinen Untergebenen gegenüber seist Du noch einmal ermahnt, daß Geben seliger sei denn Nehmen.
Zuht
sei das Wort für Anstand. Dies will Dir, oh Ritter, künden, daß es Dich schmückt, eine gelassene und freie Haltung als sichtbares Zeugnis Deiner hohen Geburt und Deiner Tugend an den Tag zu legen, und Dein Streben danach zu richten. So sollst Du eher aber als Gleicher unter Gleichen durch Dein Vorbild hervortreten als Dich hochmütig ob Deiner Ritterschaft über alle anderen zu erheben; auch wider besseren Wissens.
Hövescheit
sei das Wort für den Minnedienst den Damen gegenüber, als auch für Höflichkeit und Ehrerbietung gegen jedermann. Minnedienst sei Deine fürtrefflichste Aufgabe bei jeder Gelegenheit an der edle Damen Deine Wege kreuzen. Immer hast Du Dich edlen Damen gegenüber hilfreich, schützend und gehorsam zu erweisen. Zu jeder Zeit ist es also an Dir, dem edlen Geschlecht zu dienen, ihnen ihre Wünsche von den Augen abzulesen und ihnen alles und jedes abzunehmen und zu erleichtern, was ihrer Ehre und Schönheit abträglich wäre. Es gibt nur eine Zeit, an der die Damen zu umgekehrtem Handeln verpflichtet sind; nämlich dann, wenn Du mit ihren Farben in eine Turney ziehst, um für sie zu streiten. Dann ist es an der Dame, Dir die Zeit zwischen den Waffengängen so angenehm wie möglich zu gestalten. Weiterhin, Ritter, sei es an Dir, zu verinnerlichen, daß Du Dich gegenüber Niederen so verhältst, als seien sie Dir gleichgestellt und das Du Dich gegenüber Dir gleichgestellten so verhältst, als seien sie über Dich gestellt. Beherzigst Du dies, wirst Du in aller Welt als ein höflicher Ritter gelobt und gerühmt werden.
Vrumegkeit
sei das Wort für Deinen Glauben und Deine Gelehrsamkeit. Sei stetig und fest im Glauben, wanke und weiche nicht, wenn Du ihn in Gefahr siehst. Sei allzeit bereit, Deinen Leib schützend vor ihn und seine Diener zu werfen, und mag es auch Dein Leben kosten, so ist Dir doch die goldene Stadt gewiß. Um Dich aber nun auch herauszuheben aus unserer finsteren Zeit, so ist es auch an Dir, ein leuchtender Stern des Wissens und ein Quell an Weisheit zu sein, um Deinen Vasallenpflichten nicht nur mit dem Schwert, sondern auch durch den Rat Deinem Herrn gegenüber nachzukommen.
Staete
sei das Wort für Stetigkeit. Du, Ritter, sei kein Fähnlein im Wind, sondern ein starker, trotzender Fels in der Brandung, gehe unbeirrbar Deine Wege und laß Dich nicht aufhalten durch Unbill und Widrigkeit. Jede Deiner Taten sollst Du bis zum bitteren Ende durchführen und niemals einen einmal gefaßten Entschluß verwerfen, so du im Einklang mit deinem Gewissen handelst. Sei klar in Rede und Wort; nicht krumme Pfade und Winkel sind der Weg des Ritters. Sei ein Mensch, auf den man sich verläßt und auf den man zu jeder Zeit eine Burg bauen könnte.
Maze
sei das Wort für Mäßigkeit, Zurückhaltung und Bescheidenheit. Halte Maß in allen Dingen, im Trinken und Essen, im Tanzen und Singen. So ist wohl auch die ungezügelte Wollust der Lenden Deines Standes nicht würdig und in höchstem Maße unschicklich. Fürderhin ist es an Dir, Ritter, Bescheidenheit zu üben und nicht zu protzen und prahlen mit Deinen Taten, so ruhmreich und edel sie auch gewesen sein mögen. Denn wisse, Größe wird erst durch Bescheidenheit zur wahren Größe. In demütiger Zurückhaltung äußert sich der noble Geist des wahren Ritters.
Rehter Sinn
sei das Wort für die Gerechtigkeit. So wie Dein Schwert zweischneidig für Gerechtigkeit und Treue steht, stehst Du auch wider jeder Ungerechtigkeit ein. Du als edler Ritter darfst niemals, solange Du auch leben magst, Deinen Blick von Ungerechtigkeit wenden. Fürderhin darfst Du nimmermehr einem ungerechten Urteilsspruch zustimmen oder Dich ihm beugen. So mögen Dir alle hier verfaßten Tugenden auf dem Wege zur Erkenntnis helfen und Dich durch jede Dunkelheit leiten.
Wahrhaftigkeit und Ere
seien die Worte für Ehrlichkeit und Redlichkeit. Denn Dein Wort soll immer sein die reine Wahrheit und jeder soll sich immer auf diese Wahrheit verlassen können. Denn ein Ritter der eine Lüge wider besseres Wissen ausspricht ist seines Standes nicht mehr würdig und fürderhin ein ehrloser Strolch. Die Wahrheit zu sprechen und immer ehrlich zu sein bedeutet nicht nur das wahre Beantworten von direkt an Dich gerichteten Fragen, denn auch das Verschweigen von Wahrheit ist eine Lüge und somit verwerflich. Auch sollst Du stolzer Rittersmann stets wider die Lüge und wider den Betrug stehen und Dich nicht mit dem Wegschauen zufrieden geben. Denn höre: Das Volk glaubt an Dich und Du hast geschworen es zu beschützen, so auch vor dem Lug und Trug der Welt. So denn sei es Deine Aufgabe, Lügen und Betrug aufzudecken und zu richten wie es der Kodex Dir befiehlt. Der Ritter vermeidet es, unehrenhafte Dinge zu tun, mit unehrenhaften Leuten oder solchen zweifelhaften Rufes zusammenzukommen oder Handel zu treiben.
Deine Ehre soll es dir verbieten dir in unredlicher Art einen Vorteil zum Nachteile eines anderen zu verschaffen. Ebensowenig sollst du die Notlage eines anderen zu deinem Vorteile ausnutzen oder gar andere übervorteilen.
(mit freundlicher Genehmigung des Badische Schwertspieler e.V. - einige Abweichungen vom Original)