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BuchGleichnisse Buch der Gleichnisse
BuchGleichnisse1 Liber Primum
BuchGleichnisse2 Liber Secundum
BuchGleichnisse3 Liber Tertium
LI-I
Einst wanderte ich über die Weiten Ebenen Eglins, in Richtung der weiten Wälder Amatyrills, die mir Labsal und Schatten spenden sollten. Doch als ich mich einem Fluss näherte stieg von ihm Nebel auf, und ich verlor meinen Weg. Ich irrte durch den Nebel, und strauchelte oft. Als ich an einer Wurzel fiel, half mir plötzlich eine starke hand auf. Ein Mann in unscheinbaren Gewand, mit schütterem Haar half mir auf. Er sprach: ? Du hast den Weg verloren, mein Freund. Am morgen wirst Du ihn wiederfinden. Doch in der Zwischenzeit, suche nicht den Weg, denn der Weg wird dich finden. Aber merke auf, denn jedes Wort, das Dir heute zuteil wird, ist eine Offenbarung des Herrn.? Und der Wanderer wandte sich um, und ehe ich mich versah, hatte ihn der Nebel verschlungen. Da sah ich plötzlich ein Licht, auf das ich zuwanderte, und als ich die letzten Äste eines Gebüschs beiseite schieben wollte, sah ich, dass ich mich einem Feuer näherte, an dem verschiedene Wesen saßen, Elfen, Zwerge, Halblinge, Echsen und Menschen, alle umgeben von einem glänzenden Schein. In ihrer Mitte saß ein Engel, dem sie alle Geschichten erzählten. Ich aber verbarg mich, und schrieb, den Worten des Wanderers eingedenk, nieder, was sie dem Lichten kund taten.
LI-II
Einst herrschte ein weiser König, der war gerühmt für seine Gerechtigkeit. In seinem Land lebten zwei Bauern, die ihm Streit miteinander lagen. Der König war sehr erzürnt über ihren Streit, und verbannte sie aus seinem Land.
Die Söhne des einen begannen zu streiten, wer denn der würdigste sein, seinem Vater nachzufolgen, und in ihrem Streit verdarb der Hof.
Die Söhne des anderen Bauern jedoch folgten dem Worte ihres Vaters und bauten und pflegten den Hof gemeinsam, und der Hof wuchs und gedieh.
Eines Tages ritt der König durch seine Länder, und sah den verwahrlosten Hof, und daneben die blühenden Felder eines andren. Er fragte seine Begleiter, was denn hier geschehen sei, und die Begleiter erinnerten ihn an die beiden Bauern. Der König war erstaunt ob der weisen Söhnen des Bauern, die nicht im Streit den Hof zuschanden kommen ließen.
Da ließ der König einen Boten ausschicken, um den Vater der weisen Söhne zurückzuholen, und er gab den Söhnen auch noch den Hof der törichten Söhne zum Geschenk.
Die törichten Söhne aber lies er mit Knüppeln aus seinem Lande jagen.
LI-III
Einst stiegen zwei Schäfer empor auf eines Berges Spitze, um ein Schaf zu finden, dass sich verlaufen hatte. Da fanden sie einen Wanderer, der den Berg hinab gestürzt war, und mit gebrochenem Rückgrat im Fels lag. Die beiden wollten eilen, um ihm Hilfe zu bringen. So stiegen sie den Berg hinab.
Doch plötzlich zog Nebel auf, und die Schäfer konnten kaum zehn Schritt weit sehen. Der eine Schäfer sprach: ?Der Verletzte wird wohl sterben, wenn wir nicht weitergehen!? Der Andere entgegnete ?Wahrlich, der Verletzte wird wohl sterben, doch nur wenn wir ihm keine Hilfe bringen können.? So ging der eine weiter in den Nebel, der andere setzte sich und wartete bis der Nebel sich lichtete. Als er sich gelichtet hatte, brach er auf und erreichte alsbald das Dorf, und machte sich mit dem Heiler erneut auf den Berg.
Angekommen war der Wanderer bald genesen, und zu dritt machten sie sich auf, als sie den zweiten Schäfer mit gebrochenem Hals fanden, der im Nebel zu Tode gestürzt war.
LI-IV
In einem Dorf lebte einst eine einsame Witwe, ihr harter und grausamer Mann hatte Ihr nichts hinterlassen außer einer handvoll Kinder und einer armseligen Hütte, in der sie mehr schlecht als recht ihr Leben fristete. Die Kinder liefen schmutzig einher, und waren einander und zur Mutter grausam. Eines Tages kam ein mildtätiger Ritter des Weges, der die Frau und ihre Kinder in all dem Schmutz erblickte. Er stieg ab vom Pferde, saß die matte Witwe auf sein Pferd, wies die Kinder an ihm zu folgen und führte sie in seine Burg. Dort gab er ihnen Platz zu leben, und er und seien Frau nahmen die Witwe auf und erzogen die Kinder als wären es die ihren. Und obgleich viele auch die Grausamkeit ihres Vaters in sich trugen, wurden sie doch von der Güte des Ritters geleitet zu tapfern, aufrechten und gerechten Recken.
LI-V
Zu alter Zeit als die Welt noch in Dunkelheit gefangen war, stritten zwei Krieger gegeneinander. Der Eine obsiegte, und ließ den andren verstümmelt zurück. Als abe durch Bahamuths Erkenntnis das Licht die Schöpfung erhellte, fand der Siegreiche eines Tages einen Krüppel abseits des Weges. Ersprach zu ihm: ?Welch Schicksal hat dich getroffen, Freund, dass Du der Kröte gleich mit dem Bauch auf dem Boden dahinkriechst ?? Der Krüppel aber erkannte die Stimme seines alten Gegners und antwortete: ?Deine Klinge war e, die mir die Beine raubte?. Da fiel der Krieger auf die Knie und weinte, er sprach: ?Verzeih mir, Freund, dass ich Dir deine Stärke raubte, lass mich Dir ein Obdach bieten.? ?Der Krüppel aber sprach: ?Gerne verzeih ich Dir, Freund, denn durch das Erkennen deines Unrechts hast Du ein Gewicht auf deine Seele geladen, das viel schwerer wiegt als mein Leiden. Und selbst mein Verzeihen kann es Dir nicht entreißen.? Der Krieger bedachte dessen Worte in seinem Herzen und antwortete: ?Dass Du mein Bedauern annimmst, erleichtert meine Seele, und ich weiß, dass der Herr Bahamuth meine Seele gänzlich reinwaschen wird, so ich vor den Toren der goldenen Stadt stehe.?
Da öffnete sich der Himmel, und Bahamuth sprach zu beiden: ?Ihr habt erkannt, und ich sage Euch: Ein Jeder, der seine Sünden bereut und bekennt, dem werden sie von de Seele gewaschen, wenn er die goldene Stadt betritt. Die aber, die er nicht bereut und bekennt, die werden auch in der goldenen Stadt auf seiner Seele liegen.?
Da nahm der Krieger den Krüppel in die Arme, küsste ihn, sprach: ?Ich danke Dir, Freund, dass Du mir geholfen hast meine Seele reinzuwaschen, lass mich Dich in mein Haus aufnehmen und Dich auf ewig an meinem Herdfeuer wärmen.?
LI-VI
Der Wanderer sprach: ?So du langsam gehst, wirst Du noch vor Mittag ankommen, wenn Du eilst, wirst Du ihn kaum heute erreichen.?
Der Mann verstand diesen seltsamen Rat nicht, so trieb er seinen Esel an, und die Säcke fielen herab, so musste er anhalten und den Esel neu beladen. Und um den Zeitverlust aufzuholen, eilte er weiter, und in der Eile verlor der Esel erneut die Säcke. Dies wiederholte sich den ganzen Tag lang, und der Bauer erreichte den Markt erst spät Nachts.
LI-VII
Einst waren zwei Ritter unterwegs zur Hochzeitsfeierlichkeit eine Freundes. Da brach ein Steg unter ihnen zusammen, und beide stürzten in einen schlammigen Bach. Da blickten sie einander an und sprachen: So können wir nicht zu unserem Freunde kommen, schlammverschmiert und stinkend. Da dachte der eine bei sich: Ich werde dort im Flusse mich und meine Sachen reinwaschen., der andre jedoch: Ich werde zu meinem Freunde senden lassen, ihn von meinem Unglück berichten und ihn um Hilfe bitten. So saß der eine nieder, und begann mit seinem Knappen seine Kleider im Fluss zu waschen. Der andre jedoch schickte seinen Knappen voran, und ritt gemächlich weiter. Schon bald kehrte sein Knappe zurück, und brachte ihm Kunde von seinem Freund, der ihm sagte: Gräme Dich nicht ob deines Unglücks, komm zu mir, ich werde Dir ein Bad bereiten lassen und neue Kleidung, auf dass Du den Schmutz der Reise abwaschen kannst. So kam er an, und sein Freund bereitete ihm ein Bad, und kleidete ihn in herrliche Kleider. So saßen sie an der herrlichen Tafel der Hochzeit. Da kam der eine Ritter herbei, seine Kleidung nass und immer noch voller Schlamm, und die ganze Gesellschaft lachte über ihn, weil er nicht seine Last dem berichtet hatte, der ihn geladen hatte.
LI-VIII
Einst war ein Fischer auf dem Meer, da kam ein Sturm, und zerbrach ihm den Mast. Da trieb der Fischer auf dem Meer, und sein Boot war ein Opfer der Strömung und der Wellen. Tag um Tag verging, und er saß alleine im salzigen Ozean. Da sah er am Horizont ein Segel, und er rief und winkte in der Hoffnung, dass der andre Segler ihn sehen möge. Doch das Segel verschwand wieder unter dem Horizont. So war der Fischer wieder allein, das Trinkwasser war ihm ausgegangen, und wartete auf seinen Tod. Da sah er erneut ein Segel am Horizont, und da er seinen Tod kommen sah, steckte er sein Schiff in Brand. So stieg also Rauch auf und der andre Segler erkannte das Schiff, brachte sein Boot herbei und rettete den Fischer. Und der Segler sprach: Da du bereit warst, alles zu geben was Dir verblieben war, bist du errettet worden. So wisse, nur wer bereit alles zu geben, wird etwas erreichen.
LI-IX
Einst belagerte ein König die Feste seines Feindes. Die Feste war hoch und fest, ihre Brunnen waren klar und tief, die Keller geräumig und gefüllt, die Krieger des Feindes waren hochgewachsen und kräftig. Der König wusste, dass er die Feste nicht einnehmen konnte. Da traf es sich, dass einer der Krieger des Feindes sich des Nachts über einen geheimen Weg aus der Feste verließ, und dem König anbot, ihm die Feste zu öffnen, auf das er die Krieger des Feindes erschlüge.
Und der König hörte ihm zu, ließ sich von dem Krieger die Feste öffnen und erschlug seinen Feind. Da kam der verräterische Krieger zu ihm und sagte: ?Herr, lass mich dein Diener sein, denn Du bist der Herr dieser Festung.? Der König aber sprach: ?Du hast mir geholfen, meinen Feind zu besiegen. Dafür sei Dir Dank gegeben. Aber Du bist ein Veräter. So nimm diesen Beutel Gold, und geh weg. Mein Haus hat kein Lager für einen Treulosen.?
So ließ der König den Krieger von seinem Land prügeln, und er kehrte nie wieder
LI-X
Ich stand einst in einer Halle, in deren Mitte zwei Sträucher sprossen. Der eine war ein dorniger Rosenstrauch mit prächtigen Blüten, der andere ein kümmerliches Gewächs mit braunen Knospen.
Eine Blüte wird dir die Pforte öffnen! hörte ich eine Stimme rufen und es war die Stimme Bahamuths.
Da nahm ich eine der prächtigen Rosen und schritt mit ihr zu dem Tor, das die Halle verschloß. Doch mit jedem Schritt, den ich tat, verlor die Blute an Kraft. Da glaubte ich zu erkennen und lief zurück. Ich warf die vertrocknete Rose hinfort und nahm eine der braunen Knospen. Ich schritt erneut zum Tor, doch die Knospe brachte keine Blüten hervor.
Da hörte ich zum zweiten Male die Stimme Bahamuths.
Wie glaubst Du zu wissen, welcher Strauch der richtige ist ? Denn sieh, beide sind sie unvollkommen. Es gibt nichts, das allein für sich vollkommen ist.
Da brach ich von beiden Sträuchern einen Zweig und wandte mich zum dritten Male dem Tor zu. Und als die Rose auf dem Wege dorthin verblühte, brach die Knospe auf und die Flügel des Tores schwangen zurück.
LI-XI
Einst zogen Wanderer gemeinsam durch die Lande, und als sie der Hunger peinigte,
trennten sie sich, um nach Essen zu suchen. Der eine kam bei einem Bauern unter, der ihm anbot, ihn zu speisen, so er denn seinen Stall ausmiste. Der Wanderer willigte ein, und so betrat er den Stall, und ihm wurde übel ob des Geruchs. Aber da sein Magen leer war, begann er den Mist vieler Tage aus dem Stall zu schaufeln. Und mit jeder Schaufel wurde ihm leichter, und er der Gestank der Exkremente lies immer mehr nach. Der Wanderer dachte bei sich: Mit jeder Schaufel Mist, die auf dem Haufen landet, wird die Luft im Stall besser. Und so mistete er dem Stall aus, und traf sich abends mit seinem Kameraden. Stolz berichtete er von seinem Werk, und nach einiger Zeit in der Schenke führte ihn in den Stall, um ihn zu zeigen, wie sauber dieser sei und wie wenig er noch roch. So betraten beide den Stall, und Übelkeit erfasste beide, da der Geruch ihnen den Atem nahm. Da verstand der Wanderer: Der Gestank war immer um mich, und ich gewöhnte mich an seine Gegenwart, und nahm ihn deshalb nicht wahr. Jetzt, da ich wiederkehre, und meine Nase frei ist, erkenne ich ihn.Einst zog ein Hirte mit seiner Schafherde durch Jerda. Der Sommer, in dem er durch Jerda zog, war ein sehr heißer, und ein Rudel Wölfe umlauerte seine Herde. Jede Nacht näherten sich die grauen Jäger seinen Schützlingen, und jeder nacht vertrieb er sie mit seinen Hunden und Steinwürfen. Aber jeden Morgen erwachte er mehr müde als den letzten, und ihm war klar, dass er eines Tages ein Schaf aus der Herde verlieren würde, denn er konnte nicht jede Nacht durchwachen. So erinnerte er sich an die Worte seines Lehrmeisters, der ihm für einen solchen Fall geraten hatte, ein Schaf im Wald anzubinden, auf das es den Hunger der Wölfe stillen und die andren Schafe retten würde. Der Schäfer aber sann auf eine andre Lösung:
Als sich die Räuber des Nachts näherten, nahm er das Flies eines Schafes und ein Messer, und verbarg sich als Schaf verkleidet abseits der Herde. Als sich die Wölfe daran machten, das vermeintlich einfache Opfer zu reißen, griff er sein Messer und erstach den Wolf. Das Rudel aber machte sich über den Toten Bruder her und tat sich an ihm gütlich, und verlies satt die Herde, und der Schäfer zog in Frieden weiter.
LI-XIII
Einst gab es in einem Wald einen Haufen Läuse, die erzählten sich die Geschichte vom dem Hirschen, in dessen Fell sie dereinst gelebt hatte. Und sie erzählten, dass der Hirsch groß gewesen sei, das größte aller Tiere im Wald, und prächtig, und auf seinem großen Felle hätten Hunderte von Läusen glücklich leben können.
Und eine der Läuse dachte bei sich: Ich werde mich aufmachen und den Hirsch finden, dass große Tier, das vielgerühmt ist unter den meinen.
Und so machte er sich auf, und streifte durch den Wald, und fand die Maus, die war viel größer als er, und hatte ein prächtiges Fell. Da fragte er das Tier: Herr, darf ich Dir dienen, denn ich habe viel von deiner Herrlichkeit erfahren, in deinem Fell können viele glücklich leben? Da sprach die Maus: Gerne darfst Du mir dienen, so spring auf mich und reise mit Mir, so ich dich brauche, werde ich Dich rufen. Und die Laus sprang auf sein Fell, und lies sich von ihm tragen. Da begegnete die Maus eines Tages dem Fuchs, und die Laus dachte sich: ?Mein Herr ist gar nicht der Hirsch, denn dieses Tier ist sehr viel größer als der mein Herr.? So verließ er die Maus und sprach zum Fuchs: ?Herr, darf ich Dir dienen, denn ich habe viel von deiner Herrlichkeit erfahren, in deinem Fell können viele glücklich leben?? Da sprach die Maus: ?Gerne darfst Du mir dienen, so spring auf mich und reise mit Mir, so ich dich brauche, werde ich Dich rufen?. Und die Laus sprang auf sein Fell, und lies sich von ihm tragen. Da begegnete die Maus eines Tages dem Wildschwein, und die Laus dachte sich: ?Mein Herr ist gar nicht der Hirsch, denn dieses Tier ist sehr viel größer als der mein Herr.? So sprach es zum Wildschwein: ?Bist Du der Hirsch, den ich schon lange suche, denn er soll groß sein, das größte aller Tiere im Wald, und in seinem Fell sollen viele von den meinen gut leben können.? Da sprach das Wildschwein: ?Nein, der Hirsch bin ich nicht. Der Hirsch ist vor langer Zeit aus dem Wald gegangen. Aber er wird wiederkehren, und Du wirst ihn an seinem Geweih erkennen. Wisse, das nicht jedes Tier, dass größer ist als Du, der Hirsch ist. Sei Wachsam, denn sonst wirst Du nicht den wahren erkennen, den Du suchst.?
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LI-XXVEinst war ein Bauer, der hatte viele Weinberge. So sandte er Knechte, das sie seine Weinberge richteten. Und er ging seines Weges und vertraute auf die Knechte. So ging Jahr um Jahr ins Land, und eines Tages kehrte er zurück zu seinem Weinberge, um zu sehen was seine Knechte verrichtet hatten. Er klopfte an das Tor des Weinberges und rief: ?Öffnet auf, Euer Herr ist hier. Lasset mich sehen, welch Werk ihr an meinem Weinberge verrichtet habt! Doch die Knechte taten nicht das Tor auf, wie der Herr sie geheißen hatte, sondern bewarfen ihn mit Mist und Steinen.
Da rief der Herr empört: ?Öffnet auf, denn dies ist mein Weinberg, und alles was darin ist, ist mein, und ihr seid meinen Knechte!? Doch die warfen heiter hin mit Mist und Steinen. Und so ging er zum Nachbarn, und bat ihn: ?Meine Knechte verschließen die Tür meines Weinberges vor mir, und fordere ich sie auf zu öffnen, bewerfen sie mich mit Steinen und Mist.? Sein Nachbar sprach: ?Schlechte Knecht hast Du Dir gewählt, doch will ich Dir helfen. Warte nur, bis ich meine Knechte versammelt habe, dann wollen wir das Tor einreißen und die Schädel der schlechten Knechte zerschlagen.? So gab der gute Bauer dem betrogenen ein Nachtquartier, währende dieser seine Knechte versammelte.
Und da die Knechte versammelt waren, zogen sie los, brachen die Tore auf und erschlugen die bösen Knechte.
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LI-LEinst waren zwei Geschwister. Der Bruder ward blind von Geburte an, die Schwester dagegen lahm.
Als die Ernte ausblieb und der Hunger kam, wurden die Kinder den Eltern eine zu schwere Last. Sie führten die Kinder in die Berge und überließen sie der Einsamkeit.
So die Kinder bemerkten, daß sie allein gelassen waren, überkam sie große Furcht. Wußte doch der Bruder, daß er tief stürzen würde, sollte er einen falschen Schritt wagen. Wußte doch auch die Schwester, daß sie nicht vom Flecke kam, da sie nicht zu laufen vermochte.
Aus dieser Furcht heraus riefen sie einander. Da sie sich aber hörten, wagten sich beide sacht voran. Der eine tastend, die andere kriechend, bis sie sich schließlich fanden.
Da nahm der Bruder die Schwester auf den Rücken und schenkte ihr so die Kraft seiner Beine. Sie aber hob ihr Haupt und schaute nach dem Wege. So schenkte sie ihm die Gabe ihrer Augen. Auf diese Art vereint begannen sie ihren Weg und überwanden das Gebirge.
Suchet also einander, denn wir alle sind unvollkommen und ausgesetzt. Doch stets wird sich in einem anderen die Gabe finden, die uns selbst nicht geschenkt ward.
LI-LI
Einst war ein Reisender vom Wege abgekommen. Da traf ein Bote auf ihn und rief : "Was steht Ihr hier allein ?
"Ich warte auf einen Freund !"
versetzte der Reisende und ließ den Boten weiter reiten, denn er glaubte den Weg schon erinnern zu Können.
Nach einer Weile kam ein Bauer vorüber und rief:
"Hat der hohe Herr sich wohl verlaufen ?"
"Nein, ich warte auf den lahmen Tross !" versetzte der Reisende, denn einem Bauern wollte er keine Blöße zeigen.
Schließlich kam ein Räuber des Wegs und erschlug den Reisenden.
So erreichte dieser nie sein Ziel.
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